Die Residenz in der ehemaligen Baumwollspinnerei in Plagwitz ist eine Spielstätte, die ausschließlich frei produzierten Projekten zur Verfügung steht. KünstlerInnen und Gruppen aus den Bereichen Performance, Tanz, Theater, Bildende Kunst oder Musik arbeiten hier in mehrwöchigen Residenzen an ihren Produktionen und bringen sie zur Aufführung. Es geht um kollektive Arbeitsprozesse, um Erzählungen abseits von literarischen Vorlagen und um Bühnensprachen, die untrennbar mit dem Akt der Aufführung verbunden sind. Die Residenz ist ein Labor für experimentelle Theaterformen, eine Produktionseinheit für offene Prozesse und ein Netzwerkknoten, der an internationale Koproduktionszusammenhänge anknüpft.
Die sechs Residenz-Produktionen der Spielzeit 2017/18 erheben den Anspruch, künstlerisch tradierte Sehgewohnheiten herauszufordern und politisch relevante Themen zu verhandeln. Das Programm handelt vom Dialog der Ideen in postideologischen Zeiten, vom Körper in digitalen Kommunikationsstrukturen, von Energieübertragung im Mensch-Maschine-Verhältnis, von Eigentum und EigentümerInnen, von Bildern und ihrer Wirklichkeit, vom gemeinschaftsstiftenden Potential rhythmischer Tänze.
Nicht zuletzt ist die Residenz ein Ort, an dem Erfahrungen öffentlich mitgeteilt werden können. Dafür haben die Leipziger Bühnenbildnerinnen Doris Dziersk und Anke Philipp die Residenz um eine entscheidende Facette erweitert: Nach den Vorstellungen wird der Arbeitsraum der KünstlerInnen zum Kommunikationsraum für alle Gäste. Der Dialog zwischen KünstlerInnen und Publikum wird in offenen Proben, thematischen Vorträgen und Workshops intensiviert und bei NO LIGHTS NO LYCRA kann das Publikum in regelmäßigen Abständen selbst die Residenz-Bühne tanzend erobern.
HOUSE WARMING
Während eines zweitägigen Eröffnungsfests stellen sich alle KünstlerInnen, die während der Spielzeit zu Residenzen nach Leipzig kommen, in einem geballten Programm vor. Am 13. & 14. 10. / Mehr
NO LIGHTS NO LYCRA
Dance like no one is watching! Die Residenz lädt in der Spielzeit 2017/18 an ausgewählten Terminen zwischen den verschiedenen Residenzen zu NO LIGHTS NO LYCRA. Dann werden die Lichter ausgeschaltet und der leer geräumte Saal wird für eine Tanzveranstaltung geöffnet ... / Eintritt frei! / Mehr
IVANA MÜLLER: Conversations Out of Place
Inspiriert von der Form des Conte Philosophique, dem philosophischen Salon des 18. Jahrhunderts, entwickelt Ivana Müller in „Conversations Out of Place“ eine spielerische Partitur, in der fundamentale Ansichten über Begriffe wie Arbeit, Illusion, Körper, Gemeinschaft, Natur oder Glück in einen Dialog treten. Premiere: 27.10. / Mehr
FORCED ENTERTAINMENT: Tomorrow's Parties
Die legendäre Kompanie Forced Entertainment untersucht den spekulativen Charakter der Hoffnung und die unzähligen Möglichkeiten, mit denen uns die Zukunft immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Die Bühne wird zum Schauplatz für einen Wettstreit der Utopien, der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Gastspiel am 23., 24. & 25. November 2017 / Mehr
DOUBLELUCKY PRODUCTIONS: The Hairs Of Your Head are Numbered
In ihrer neuen Performance „The Hairs Of Your Head are Numbered“ macht die Berliner Multimedia-/DigitalArts-Gruppe doublelucky productions den Körper zum Schauplatz: Mittels komplexer Technologien, die der IT-Spezialist und Hacker Idella Craddock für die Theatersituation umprogrammiert, werden die Bedürfnisse und Defizite des Körpers in der digitalen Verstärkung spürbar. Premiere: 28.1. / Mehr
DORIS UHLICH: Every Body Electric
In „Every Body Electric“ tanzen Menschen und Maschinen. Doris Uhlich erarbeitet in der Residenz die Leipziger Version ihrer neuen Produktion mit Menschen mit physischen Behinderungen, um sich mit der spezifischen Physis in Hinblick auf Dynamik, Energie und Ekstase auseinanderzusetzen. Leipzig-Premiere am 23.2. / Mehr
SHE SHE POP: Eigentum. Ein Oratorium.
Eigentum verändert das Bewusstsein, Eigentum trennt Freunde, es erteilt Macht über andere, schließt aus, reduziert Teilnahme. Eigentum macht süchtig nach mehr. Eigentum ist selbstverständlich. Nichts ist so konstituierend für unsere Gesellschaft, nichts wirkt so trennend auf die Gemeinschaft, nichts ist so bestimmend für ihre kapitalistischen Strukturen wie die Idee des Eigentums. Leipzig-Premiere am 9.3. / Mehr
HERMANN HEISIG: Slave to the rhythm
Im Kontext der Lebensreformbewegung begründete der Schweizer Komponist und Musikpädagoge Émile Jaques-Dalcroze zu Beginn des 20. Jahrhunderts die rhythmisch-musikalische Erziehung als eine Methode, die unmittelbare Verbindung zwischen Musik und Bewegung als eine Art bewegte Plastik körperlich darzustellen. In „Slave to the rhythm“ unternimmt der gebürtige Leipziger Choreograph Hermann Heisig den Versuch einer körperlichen Annäherung an Dalcroze’ Methode. Premiere am 19.4. / Mehr
JULIAN HETZEL: The Automated Sniper
„The Automated Sniper“ ist ein Kommentar zu moderner Kriegsführung, ist zeitgenössischer Tanz, abstrakte Skulptur, kritisches Pamphlet und ein heikles Spiel. Leipzig-Premiere am 21.6. / Mehr