Über die Grenze (UA)

David Lindemann

Arbeitstitel, Auftragswerk des Schauspiel Leipzig
Stückentwicklung mit Jugendlichen und Mitgliedern des Schauspielensembles

Identität entsteht zwischen Abgrenzung und Zugehörigkeitsgefühl. Was erleben junge Menschen heute als identitätsstiftend? Eine Praxis, welche die Untrennbarkeit von kultureller Identität und nationaler Zugehörigkeit behauptet, scheint angesichts einer maximal vernetzten und globalisierten Welt wenig zukunftsweisend. Junge Menschen denken immer weniger in diesen verknüpften Parametern. Sie begreifen sich als global natives und empfinden Zugehörigkeit eher zu Peergroups, die dank weltweiter Kommunikation weder geographisch noch national begrenzt sein müssen. Umso stärker spürt diese junge europäische Generation das Spannungsfeld von Freiheitsbewusstsein und Mobilitätsanspruch bei gleichzeitiger Wiedererstarkung eines hermetischen Heimatbegriffs. Und wie ergeht es einer älteren Generation, die noch ein anderes Europa gekannt hat, mit ihren individuellen Identitätssuchen?

Gemeinsam mit Autor David Lindemann und Regisseur Yves Hinrichs werden sich SchauspielerInnen aus dem Ensemble und Jugendliche in dieser Stückentwicklung für das Schauspiel Leipzig mit Abgrenzungen und Grenzöffnungen in ihren Biographien beschäftigen und sich fragen: Geht es dabei eigentlich um Angst oder Liebe?

David Lindemanns erstes Stück „Koala Lumpur“ wurde mit dem Autorenpreis des Berliner Theatertreffens ausgezeichnet. Seine folgenden Stücke wurden u. a. an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Burgtheater Wien uraufgeführt und vielfach vom Deutschlandradio Kultur als Hörspiele in seiner Regie produziert. David Lindemann war bereits zum Stückemarkt des Theatertreffens, zum Heidelberger Stückemarkt und zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen. Die Öffnung und Einbettung des Schreibprozesses in die Zusammenarbeit mit SchauspielerInnen und Regie wird immer mehr wesentlicher Teil seiner Arbeit:
„Für mich persönlich ist die Besonderheit einer Stückentwicklung das enge Nebeneinander von Beobachten und Schreiben. Als Autor bin ich oft auf mich zurückgeworfen, schöpfe ausschließlich aus meiner eigenen Erfahrung. Wenn ich mich auf eine Stückentwicklung einlasse, tritt etwas anderes in den Vordergrund, andere Menschen, andere Geschichten, andere Arten zu sprechen und zu denken. Ich würde meinen Anteil an einer solchen Zusammenarbeit als teilnehmende Beobachtung beschreiben. Indem ich die SchauspielerIn­nen kennenlerne, bevor ich für sie schreibe, gebe ich ihnen die Möglichkeit, sich im späteren Text wiederzuerkennen.“

Yves Hinrichs leitet am Schauspiel Leipzig den Jugendclub „Sorry, eh!“. Mit Produktionen wie „Frozen (Eisrauschen)“ und „Never Ever Disconnected“ nach Falk Richter sowie „Wunderland“ nach Gesine Danckwart wurde der Jugendclub mehrfach zu Festivals eingeladen, u. a. 2016 zum Theatertreffen der Jugend Berlin, zum Bundestreffen der Theaterjugendclubs und zum Theatertreffen der Jugend in der Schweiz.

Premiere: 2. Februar 2018
Theaterpädagogische Betreuung: Jennifer Gaden