Leitung
- Regie: Lucia Bihler
- Bühne & Kostüme: Josa Marx
- Video: Gabriel Arnold
- Dramaturgie: Christin Ihle
- Licht: Jörn Langkabel
Prinzessin Hamlet (DSE)
E. L. Karhu
Aus dem Finnischen von Stefan Moster
Deutschsprachige Erstaufführung
Ich hatte geglaubt, dass man sich in diesem Lebensabschnitt
mit dem Leben auskennt.
Dass man einigermaßen Klarheit darüber hat,
wer wer ist,
was passiert
und in welcher Reihenfolge.
Dass die Sonne im Osten aufgeht und im Westen unter,
dass sich Eis in Wasser verwandelt, bevor es verdampft,
dass nichts ohne eine tröstliche Zwischenphase
zu etwas anderem wird.
Prinzessin Hamlet kann und will diese Vorstellung ihrer Mutter Gertrud nicht bestätigen. Im Gegenteil, sie verweigert sich radikal allen Rollen, die für sie im Familien-, Gesellschafts- und Staatsgefüge vorgesehen sind. Die Vehemenz, mit der sie die Strukturen hinterfragt, ist lebens- und systemgefährdend: Für das Zeichen, das sie setzen will, ist sie bereit ihr Leben zu geben.
Prinzessin Hamlet wird als scheinbar Wahnsinnige von ihrer Mutter aus dem Königreich entfernt und im Buckingham Palace einquartiert, wo sie im Palastchor singt, Elton John trifft und von Mitpatient Ofelio vergöttert wird. Ihre beste Freundin Horatia versucht sie zu retten und endet doch schließlich als Spielball Gertruds, die sie benutzt, um die gesellschaftliche Ordnung aufrechtzuerhalten.
Das Stück der finnischen Theaterautorin und Dramaturgin E. L. Karhu greift Shakespeares Themen wie Wahrheit, Liebe, Verrat und Macht auf, ist dabei aber ein komplett eigenständiges Werk, eine feministische Hamlet-Überschreibung mit Anklängen an Sarah Kane und Heiner Müllers „Hamletmaschine“. Das Motiv der in Wahnsinn mündenden Verausgabung steht zentral sowie die Frage nach dem (nicht)funktionierenden Subjekt innerhalb der Logik, welche die Gesellschaft bereithält, und nach jenen, die ihr eigenes Leben stattdessen in ein weithin sichtbares Zeichen verwandeln wollen.
Das thematische Interesse von E. L. Karhus Stücken kreist vielfach um die Ethik menschlichen Handelns sowie um das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft. Die Autorin untersucht in ihrem Schreiben neue dramatische Formen und die Grenzen der Bühnensprache. In ihrem neuesten Stück „Prinzessin Hamlet“ experimentiert sie mit einer comichaften Bildsprache. Es wurde im Februar 2017 am Q-teatteri in Helsinki uraufgeführt.
Die Regisseurin Lucia Bihler wurde 1988 in München geboren. Sie studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Während des Studiums realisierte sie Projekte am bat Studiotheater, am Ballhaus Ost Berlin und am Maxim Gorki Theater Berlin. Als Grundlage für die Arbeiten dienten Stoffe von Kafka, Kleist, Fleißer, Shakespeare und Heiner Müller. Ihre formstrengen, bildgewaltigen Arbeiten waren zuletzt außerdem am Deutschen Theater Göttingen, am Schauspielhaus Wien und am Theater Lübeck zu sehen. Lucia Bihler inszeniert zum ersten Mal am Schauspiel Leipzig.
Premiere: 2. Dezember 2017
Theaterpädagogische Betreuung: Swantje Nölke