Echo Chamber

Gob Squad

Arbeitstitel

Initiale Inspirationsquelle von Gob Squads neuer Performance ist der Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde. Als Referenz- und Angelpunkt dient der faustsche Pakt, den der Protagonist eingeht, um seinen Körper vor dem Verfall zu retten: Er lässt sein Bild statt seiner selbst alt werden. Die Erzählung über den narzisstischen Hedonismus von Dorian Gray und seinen unvermeidlichen Untergang beansprucht im digitalen Zeitalter, in dem Identität konstruierbar und beliebig manipulierbar ist und mit einem Klick versehen — „like“ oder „dislike“ — sofort den entsprechenden Marktwert erfährt, eine ungebrochene Aktualität. Die Geschichte des Dorian Gray scheint unser bio-politisches Zeitalter vorauszuahnen, in dem wir in der Lage sind, unsere Identitäten und Körper zu gestalten und wie ein Designobjekt zu formen: der Körper als ultimatives Artefakt der kapitalistischen Lebensphilosophie.

Auf der Bühne agieren in einer verspiegelten Box drei Generationen miteinander: Teenager, mittelalte Erwachsene und SeniorInnen. Während die mittlere Generation von der Kompanie selbst vertreten wird, casten Gob Squad die Teenager und SeniorInnen aus der Bevölkerung Leipzigs. Im Verlauf der Performance werden die PerformerInnen von Gob Squad immer wieder von den jüngeren oder älteren Gästen auf der Bühne ersetzt, die jeweils als Alter Egos fungieren. Die Körper der Gäste werden für Momente ausgeliehen, um auf sie zu projizieren, ihre Geschichten oder Erfahrungen zu stehlen oder die eigenen in einem anderen Gesicht und Lebensalter gespiegelt zu sehen. „Echo Chamber“ stellt Bilder her, in denen der Körper zum Artefakt wird, zu einem Körper, der mit sich selbst hadert, im Unreinen ist, in einem fortwährenden Kampf. „Echo Chamber“ macht ihn als Matrix von Identitäten erfahrbar. Es geht um den Körper als Grenze und Möglichkeitsraum und die damit verbundenen Fragen nach Sichtbarkeit, Technologie, Hedonismus und Moral.

Die Spiegelbox wird hier zum utopischen Raum, in dem die PerformerInnen die Erfahrungen und Identität der anderen anprobieren und mit dem eigenen Material überschreiben können. Live-Performance mischt sich mit Videoprojektionen zu einem treibenden, fast halluzinogenen Gefühl. Geschichten und Handlungen der PerformerInnen greifen ineinander, verschwimmen und die Zeit zwischen Vergangenheit und Zukunft beginnt zu oszillieren.

Gob Squad sind ein deutsch-englisches Performancekollektiv, das gemeinsam an der Konzeption, Inszenierung und Darstellung von Live-Events arbeitet. Seit 1994 realisieren sie Arbeiten im Grenzbereich von Theater, Performance, Kunst und Medien. Mit ihrer Arbeit „Super Night Shot“ waren sie bereits in der Spielzeit 2014/15 zu Gast in der Residenz, die Koproduktion „War and Peace“ wurde in der vergangenen Spielzeit auf der Hinterbühne gezeigt. „Echo Chamber“ ist die zweite vom Schauspiel Leipzig koproduzierte Arbeit.

Konzept, Regie & Performance: Gob Squad
Performance in englischer und deutscher Sprache

Leipzig-Premiere: 12. Juni 2018
Theaterpädagogische Betreuung: Jennifer Gaden 

„Echo Chamber“ (AT) ist eine Produktion von Gob Squad und dem HAU Hebbel am Ufer Berlin. Koproduziert von Center Theatre Group Los Angeles, Münchner Kammerspiele, NatLab Eindhoven und Schauspiel Leipzig. 

Gob Squad Arts Collective erhält institutionelle Förderung im Rahmen des Konzeptförderungszeitraumes 2015—2018 des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

www.gobsquad.com