Kinderbetreuung am 10.6.18

Leitung

Angst essen Seele auf

Rainer Werner Fassbinder

 Emmi ist eine ältere Dame, die als Reinigungskraft arbeitet und seit dem Tod ihres Mannes vor vielen Jahren die meiste Zeit allein verbringt. Salem, genannt Ali, ist ein junger Gastarbei­ter, der seit zwei Jahren unter prekären Bedingungen in Deutschland lebt.
Als sie sich zufällig in einer Bar begegnen und Salem Emmi zum Tanzen auffordert, kommen sie sich näher und verlieben sich ineinander. Den feindseligen Gefühlen ihres Umfelds zum Trotz beschließen sie, zu heiraten — und finden sich der ungebremsten Wucht von Vorurteilen ausgesetzt, denen sich auch ihre engsten Vertrauten anschließen …

Mit der Klarheit einer Fabel veranschaulicht „Angst essen Seele auf“ die Funktionsweisen eines hierarchischen Gesellschaftssystems. Gleichzeitig gelingt es Fassbinder, eindimensionale Figurenzeichnungen und gängige Klischees zugunsten vielschichtiger Protagonistenporträts aufzubrechen. Ein nach wie vor hochaktueller Stoff, der auch mehr als vierzig Jahre nach seiner Genese eindringlich die Entstehung und Auswirkung von Ausgrenzung illustriert.

Rainer Werner Fassbinder drehte in nur dreizehn Jahren 44 Kino- und Fernsehfilme und schuf bis zu seinem frühen Tod mit 37 Jahren eines der wichtigsten filmischen Œuvres der Nachkriegszeit. Sein 1974 entstandener Film „Angst essen Seele auf“ legt ein zentrales Anliegen des später als Enfant terrible des Neuen Deutschen Films bezeichneten und oftmals kontrovers diskutierten Filmemachers offen: Privates politisch zu machen und somit auf der Ebene zwischenmenschlichen Verhaltens die Wirkungsweisen ganzer gesellschaftlicher Sozialgebilde zu veranschaulichen.

Nuran David Calis arbeitet als Regisseur und Autor und hat sich bereits vielfach Stoffen gewidmet, die sich mit Themen wie dem ‚fremden Blick‘ und alltäglichem Rassismus aus­einandersetzen. Bisherige Regiearbeiten brachten ihn u. a. ans Deutsche Theater Berlin, Schauspiel Köln, Schauspiel Essen, Volkstheater Wien, Schauspielhaus Bochum und Schauspiel Stuttgart. Am Schauspiel Leipzig war zuletzt seine Inszenierung von Bertolt Brechts „Baal“ zu sehen.

Premiere: 17. Mai 2018
Theaterpädagogische Betreuung: Jennifer Gaden