Szene aus „89/90“ | © Rolf Arnold

Einladung zum Berliner Theatertreffen 2017 für „89/90“

Das Schauspiel Leipzig ist mit Claudia Bauers Inszenierung „89/90“ nach dem Roman von Peter Richter zum 54. Berliner Theatertreffen eingeladen, das vom 5. bis 21. Mai 2017 stattfindet. Die Mitglieder der Theatertreffen-Jury haben aus 377 Inszenierungen die „10 bemerkenswertesten Inszenierungen“ ausgewählt.

Schauspielintendant Enrico Lübbe:
„Wir freuen uns sehr über diese Einladung! Das ist eine wunderbare Anerkennung der Theaterarbeit, wie wir sie hier am Schauspiel Leipzig verstehen: gemeinsam mit starken Regieteams und mit Stoffen, die unmittelbar an gegenwärtige Aktualität andocken. Claudia Bauer und ihr Team haben den Stoff eindringlich auf die Bühne gebracht: in der Haltlosigkeit und Ratlosigkeit, in der Anarchie und Radikalisierung dieses Schlüsselmoments der deutschen Geschichte – und in seiner Bedeutung für das Heute. Zudem ist die Einladung für „89/90“ der wunderbare Beleg, dass sich qualitativ hochwertiges Theater und Zuschauerzuspruch in der Stadt Leipzig nicht ausschließen.“                


Begründung der Theatertreffen-Jury
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„In Peter Richters autobiografischem Wenderoman „89/90“ geht es um den großen Epochenumbruch des Mauerfalls, geschildert aus der distinktionsbewusst popliterarischen Sicht eines damals 16-jährigen Dresdners zwischen aufgekratzter Vorwende-Anarchie und demütigendem Nachwende-Kaufrausch. Regisseurin Claudia Bauer verkehrt die persönliche Erinnerung in ihr Gegenteil und inszeniert ein Wendeoratorium, in dem die subjektive Erzählerstimme aus dem Radiostudio der Erinnerung immer wieder zum Kollektiv auf die Bühne hinabsteigt und in ihm aufgeht: In einem Ensemble pummliger Pinocchio-Puppen, in einer für den Sozialismus gedrillten Schulklasse, in einem Freizeitchor, der auf der Bühne des Leipziger Schauspiels regimetreue und -kritische DDR-Songs ironisch feierlich intoniert. Zugleich wird die Geschichte einer fundamentalen Spaltung erzählt, die bis in die bundesdeutsche Gegenwart fortdauert: An der Rechts-Links-Kreuzung wählte man zwischen autoritärem Nationalismus und selbstverantwortlicher Freiheit. Bauer übersetzt beides in Bild und Ton und verhilft so dem Roman zu großer Form.“


Die gesamte Auswahl 2017 sowie weitere Informationen zum 54. Theatertreffen finden Sie hier.