Besetzung

Leitung

Der Minusmensch (UA)

Till Müller-Klug

„Willst du ein Kind von mir? Jetzt oder später? Wann später? Wollen wir es jetzt probieren? Wer oder was ist wir? Wo höre ich auf und wo fängst du an? Wollen wir mehr werden? Du, ich und es? Wer oder was ist ES? Wenn es noch nicht geboren ist, warum ist es trotzdem schon da?“

Eine Finanzexpertin möchte ein Kind, ohne noch länger nach einem Partner für die Familiengründung suchen zu müssen. Sie wendet sich an einen Arzt, der sie in die neue Welt der unbegrenzten Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin einführt. Die beiden entdecken die Kapitalisierung des Kinderwunsches als Erfolg versprechendes Geschäftsmodell. Mit ihrer Firma entwerfen sie eine Zukunft, in der die analoge Zeugung zum Auslaufmodell wird und künstliche Befruchtung totale Kontrolle über das neue Leben ermöglicht. Doch es melden sich auch die ‚Minuskinder‘ zu Wort – die Millionen potentieller Leben in Form von eingefrorenen Eizellen und Spermien. Der Assistent des Arztes besucht sie in ihren Kühltanks und scheint einen eigenen Plan zu verfolgen, gegen das Geschäftsdenken seines Chefs zu arbeiten. Mit allen Ecken und Kanten spielt der Autor Till Müller-Klug heutige Möglichkeitsangebote für private und finanzielle Entscheidungen in seinem Theatertext durch. Das Stück befragt Phänomene wie Social Egg Freezing und Leihmutterschaft, schneidet Diskurse um Gleichberechtigung und neue Familienkonzepte an und richtet den Blick auf ethische und moralische Fragen rund um das Gebiet der modernen Reproduktionsmedizin.

Als Performer und Theatermacher beschäftigt sich Till Müller-Klug auch in den Arbeiten seines Kollektivs Interrobang mit aktuellen und möglichen zukünftigen Gesellschaftsformen und Wertesystemen. Interrobang realisierte 2015 die Performance „To Like or Not to Like“ in der Residenz des Schauspiel Leipzig, wo am 17. September 2016 auch die neue Produktion „Der Prozess 2.0“ Premiere hatte.

Steffen Klewar kehrt mit dieser Regiearbeit an das Schauspiel Leipzig zurück, wo er in der Spielzeit 2013/14 die Uraufführung des Textes von Jörg Albrecht „My love was a ghost“ inszenierte. Im Rahmen des Doppelpass-Projekts der Kulturstiftung des Bundes wird er in der Spielzeit 2016/17 sowie 2017/18 mit seinem Theaterkollektiv copy & waste in Kooperation mit dem Schauspiel Leipzig das Projekt „Ceci n’est pas un HYPE“ realisieren.

//Pressestimmen

„Humorvoll und amüsant.“ mephisto 97.6

„Geschickt verknüpft der Text die Themen Reproduktionsmedizin und Turbokapitalimus. [...] Die Inszenierung nimmt das Zweischneidige und das Tragikomische geschickt auf.“ Deutschlandradio

„Dunkler Witz, der mit dem Auftritt eines 'Chors der Minuskinder' einen perfide emotionalen Twist erfährt.“ LVZ

„Till Müller-Klug nimmt in seinem Theatertext scharfzüngig die moderne Medizin aufs Korn. [...] Regisseur Steffen Klewar inszeniert „Der Minusmensch“ als heiteres Salonstück. [...] Der Zuschauer erlebt einen humorvollen Theaterabend, der die ethischen Fragen der modernen Fortpflanzungsmedizin diskutiert, ohne sich auf eine definitive Antwort festzulegen.“ Leipziger Internet Zeitung

„Sophie Hottinger und Michael Pempelforth balancieren ihre sehr zeitgenössischen Zukunftsmenschen leicht karikierend, aber mit Sympathie für ihre menschlichen Restschwächen durch den schmerzfrei unterhaltsamen Abend, dem Steffen Klewar mit aufwändigen Videoprojektionen und einer singenden elfköpfigen Eizellenkinderschar zu Spielfilmlänge verhilft.“ Theater heute

„Ein kluger Theatertext ist das, der mit kleinen spitzen Eiszapfen Löcher in allzu ausgefeilte Lebensbaupläne piekst. Das kitzelt zumeist, es sind aber durchaus auch schmerzhaftere Stiche darunter. Steffen Klewar und seine drei Schauspieler machen daraus einen pointierten, witzigen, genauso lockerleichten wie leicht-melancholischen Abend, der trotz seiner blauweissen Labor-mit-Flokati-Atmosphäre ganz und gar nicht steril ist.“ reihesiebenmitte

„Eine radikale, auch im bühnenbildnerischen Sinne wahrlich eisige, Dystopie.“ neues deutschland

„Die Atmosphäre schwankt zwischen ärztlicher Sterilität, Eiseskälte und kuscheliger Gemütlichkeit. Medizintechnologie versus Herzgefühl. Skurril.“ Kreuzer

Premiere: 2. Oktober 2016
Spieldauer ca. 1:30, keine Pause