Trailer ansehen (© Schauspiel Leipzig / Kai Schadeberg)

Besetzung

Leitung

KRUSO

Nach dem gleichnamigen Roman von Lutz Seiler
Für die Bühne bearbeitet von Armin Petras und Ludwig Haugk

//Eingeladen zu den Autorentheatertagen Berlin 2017

Sommer 1989: Nach dem Tod seiner Freundin und dem Verschwinden seines Katers verlässt Edgar, Germanistikstudent aus Halle, sein bisheriges Leben mit einer Tasche in der Hand und Georg Trakl im Kopf. Sein unbestimmtes Ziel ist Hiddensee, die mythische Insel, ein für den normalen DDR-Bürger nahezu unerreichbarer Ort. Ed gelingt es, im „Klausner“ als Abwäscher anzuheuern. Hier begegnet er Alexander Krusowitsch, genannt Kruso, der ihn in die Geheimnisse der Insel einweiht. Denn Hiddensee ist der Strand der Gestrandeten, jener Gestalten, die es nicht mehr im Arbeiter-und-Bauern-Staat hält und die all ihre Hoffnung auf eine gefährliche Flucht über das Meer richten. Edgar wird in ein System jenseits der Systeme eingeführt, eine anarchische Gemeinschaft im Schatten der Sicherheitszone. Unsichtbar für Tagestouristen und Armee, hat Kruso die Insel längst unterwandert. Seine Mission ist eine Freiheit jenseits der Systeme und Festländer, seine Utopie ist die Insel selbst als Ort außerhalb der Zeit. Der Wirklichkeit eines erstarrten Staates setzt er seine Gegenwirklichkeit aus erfundenen Ritualen gegenüber, der Geschichte seine Gegenmythologie. Ed, der mehr vor sich selbst geflohen ist als irgendwohin, wird für einen Sommer zum „Freitag“ für den „Robinson“ Kruso. Doch dann kommt der Herbst. Was groß war, erscheint lächerlich. Das kleine Glück wird wichtig. Und wer jetzt kein Haus hat, gehört den Fluten.

Lutz Seiler ist mit „Kruso“ ein großer Roman über die letzten Tage der DDR gelungen, der mit seinem Inselbild eine geräumige Metapher für das Verschwinden schafft. Seiler fängt die Widersprüchlichkeit der Mauer als Gefängnis und gleichzeitig Schutz ein — weniger vor irgendwelchen Feinden als vielmehr für eine andere Zeitrechnung. Für „Kruso“ erhielt Lutz Seiler den Deutschen Buchpreis 2014.

Armin Petras hat sich in vielen Arbeiten mit biographischen Umbrüchen, die mit dem Verschwinden einer Idee einhergehen, beschäftigt. „Kruso“ ist dafür eine gute Vorlage, weil das Buch von der Möglichkeit und Unmöglichkeit einer Gruppe erzählt; Geschichte als Geschichten von Menschen, deren Weg nie geradlinig ist. Seilers Roman birgt eine Menge solcher Geschichtsstücke: Konflikte zwischen Alltag, Körpern und Ideologien. Theater eben.

//Pressestimmen

„Der Abend war zauberhaft, und dass nicht nur dank Anja Schneider. Da ist Olaf Altmanns Bühne [...] Da sind die vielen, vielen schönen Bilder, die Petras in den Fadenwald hineininszeniert. [...] Es ist ein Bilder- und Pointentheater.“ nachtkritik.de

„Ein sehr spezielles, kunstvoll gewirktes Bühnenbild. Ein Gespinst, das sich sehr attraktiv und effektvoll als mystischer Bühnenraum inszenieren lässt. […] Petras setzt auf große Bilder, auf ein sehr artifizielles Ambiente, um dem magischen Realismus auf der Bühne Raum zu geben. […] Anja Schneider spielt einen äußerlich gegen den Strich gebürsteten Kruso, dass es eine Freude der Verfremdung ist. […] Ein Bühnengesamtkunstwerk.“ mdr.de

„Was hier zu sehen ist, ist ein sehr derber Zugriff auf einen eher feinnervigen Text. [...] Während der Vorstellung herrschte im ausverkauften Schauspielhaus absolute Konzentration.“ Süddeutsche Zeitung

„Wie so oft schafft es Armin Petras den Text und die Geschichte mit zahlreichen, scheinbar spontan in der Inszenierungsarbeit eingefallener Situationskomik zu versetzen. [...] Anja Schneider schafft es wirklich zum 'Kruso' zu werden, kleine Gesten zu verkörpern und damit den Text lebendig zu machen. [...] Petras erzählt sehr konventionell, aber mit starken Bildern.“ Deutschlandradio

„Zusammen mit Dramaturg Ludwig Haugk hat Armins Petras aus Seilers epischen Schilderungen des Klausner-Küchendienstes als Indianerritual die poetischen Stücke herausgeschnitten und inszeniert sie verspielt im abstrakten Raum. […] Armin Petras‘ zärtlichste, sinnlichste Inszenierung seit langem.“ Theater heute

„Ein faszinierendes Zusammenspiel aus Bühnenbild und Licht, mit dem Olaf Altmann und Jörn Langkabel das Meer auf die Bühne zaubern.  Ein bisschen Bühnenzauber [...]  ziemlich genial.  […] Anja Schneider lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass sie Kruso ist und durchdringt die Rolle auf so intensive Weise, dass überhaupt nicht auffällt, dass hier eine Frau einen Mann spielt. Jede Bewegung, jeder Blick, jeder Satz fügen sich in eine sympathisch-beeindruckende Theatererscheinung. Anja Schneiders Schauspielkunst macht einen großen Teil der Freude an diesem Theaterabend aus.“ mephisto 97.6

„Zu Beginn nimmt [Petras' Inszenierung] schön Fahrt auf, sucht das szenisch Adäquate zur Sprache Seilers, die atmosphärische Spiegelung im Wechsel zwischen Text-Flut und deren Beruhigung, auch Kanalisierung etwa mit tänzerischen Elementen.“ LVZ

„Petras streut auflockernde Revueelemente aus Musik, Tanz und Ringelreien ein. Die Darsteller vereinen sich zu lebenden Bildern, die Gemäldeikonen wie das letzte Abendmahl zitieren – das ist oft gesehen, funktioniert aber. Gastschauspielerin Anja Schneider sticht aus der insgesamt guten Ensembleleistung hervor. Sie gibt einen meisterlichen Kruso zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit, mit zittrig kehliger Stimme, in der jeder Laut Trotz, Zuversicht und zweifelnde Einsamkeit vereint.“ Freie Presse

„Petras spult die Geschehnisse auf Hiddensee überschaubar ab, ohne stur nacherzählend zu bebildern. Er greift den mal epischen, mal lyrischen Sound der Textvorlage auf und gibt ihn mittels szenischen Dialogen, Einzelvorträgen oder bewegten Gruppenchoreografien wieder. [...] Die immer wiederkehrenden Bemühungen Krusos, Ed von seinen Visionen zu überzeugen, gestaltet Anja Schneider oft anrührend komisch bis improvisiert und slapstickhaft.“ KULTURA EXTRA

„Ein zauberhaft poetisches Theaterstück. Zum Verlieben schön. [...] Hiddensee wird zur Metapher für die persönlich gestalteten DDR-Inseln. [...] Die Sensibilität, mit welcher dieser Zufluchtsort auf die Bühne gebracht wird, ist atemberaubend.“ Mitteldeutsche Zeitung

„Ein Bilder-, ein Pointentheater. [...] Faszinierend an Petras Zugriff auf den Stoff ist, wie viel Komik er hineinsteckt, ohne dass der Stoff Schaden nimmt.“ Sächsische  Zeitung

„Ein faszinierend sensibles Bühnenbild. [...] Sphärische Klänge, ein Live-Schlagzeug und die lyrische Sprache runden ein poetisches Theaterstück ab.“ neues deutschland

„Die Bilder, die im Kontext von Bühnenbild, Licht, Livemusik und den Aktionen der Mimen entstehen, sind äußerst imposant. In Erinnerung bleiben das Formen von Meereswellen durch die Körper des „Chores der Schiffbrüchigen“ – das ist große Kunst!“ die tagespost.de

„Ein zauberhaft poetisches Theaterstück. [...] Magisch faszinierend wird das Ganze inszeniert. Da gibt es die lyrische Sprache und einige betörende Bilder, die selten poetische Theatererfahrungen schaffen. Die Sensibilität, mit welcher besagter Zufluchtsort auf die Bühne gebracht wird, ist atemberaubend.“ Frizz Leipzig

„Armin Petras' Theateradaption des Romans fürs Schauspiel besticht durch ein genial lähmendes Bühnenbild und die Hauptdarstellerin. [...] Gast Anja Schneider sticht aus der insgesamt guten Ensembleleistung hervor. Sie gibt einen meisterlichen Kruso zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit, mit zittrig kehliger Stimme, in der jeder Laut Trotz, Zuversicht und zweifelnde Einsamkeit vereint. Text bekommt Körper.“ Kreuzer

Premiere: 1. Oktober 2016
Spieldauer ca. 3:00, eine Pause