© Katharina Merten

Die Ermüdeten oder Das Etwas, das wir sind (UA)

Bernhard Studlar

Sie sind Nichtraucher, sie trinken Bio-Bier und sie bauen ihr Gemüse selbst an. Sie sind Paare, Singles oder Eltern. Sie sind in der Mitte ihres Lebens angekommen. Gebrandmarkt als Generation Golf, als Null-Bock-Generation, sind sie die Kindeskinder der Nachkriegskinder, die Kinder der Hippies und der verspießten Kleinbürger. Sie feilen an ihren Karrieren oder an ihren Investmentfonds. Sie pflegen ihre bürgerlichen linksliberalen Weltanschauungen und ihre Selbstfindungstrips. Sie leben bodenständig und funktionstüchtig. Oder auch prekär und trotzdem traumlos.
Und jetzt treffen sie sich endlich mal wieder, auf einer Party, mit ausnahmsweise auch mal alkoholischen Getränken, auf einer Dachterrasse hoch über der Stadt. Die Kinder sind im Bett, das Kindermädchen instruiert und doch will der geplante ausgelassene Abend irgendwie nicht so recht gelingen. Zunächst noch in Smalltalks um ein anregendes Gespräch sich bemühend, werden doch schnell alle Hüllen fallen gelassen. Und es wird ganz böse.
Bernhard Studlar scheut den Abgrund nicht, der sich zwischen diesen Freunden und Bekannten auftut. Ohne doppelten Boden schauen wir ihnen dabei zu, wie sie auch noch die letzten Grenzen des guten Anstands fallen lassen. Und was bleibt, ist ein schütteres Lebensgefühl: Für immer jung, schon steinalt. Prost! Und am Ende noch ein Erinnerungsfoto. Es gibt zwar nichts zu feiern, trotzdem schön, dass ihr alle da seid.

Bernhard Studlar erhielt 2001 den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes für sein Stück „Transdanubia-Dreaming“ und für das erste mit Andreas Sauter gemeinsam verfasste Stück „A. ist eine andere“ wurde er mit dem Kleist-Förderpreis für junge Dramatik 2000 ausgezeichnet. „All about Mary Long“ erhielt den Preis für eine „Radikalkomödie“ vom Staatstheater Kassel (UA beim Donaufestival 2004). Bernhard Studlar lebt als freischaffender Autor in Wien, schrieb in den letzten Jahren zahlreiche Stücke für das Rabenhof Theater in Wien und leitet die wiener wortstaetten, ein internationales AutorInnenprojekt, für das er zusammen mit dem Regisseur Hans Escher 2008 für den Nestroy-Theaterpreis nominiert wurde.

Die Regisseurin Claudia Bauer war zuletzt mit der Uraufführung von Wolfram Hölls „Und dann“ zu den drei bedeutendsten deutschsprachigen Festivals für Gegenwartsdramatik eingeladen, zum Heidelberger Stückemarkt 2014, zu den Mülheimer Theatertagen — Stücke 2014 und den Autorentheatertagen Berlin 2014. Schon zuvor machte sie sich mit Uraufführungen einen Namen, unter anderem mit Texten von Anne Lepper, Felicia Zeller, Meike Hauck, Oliver Schmaering und den Brüdern Presnjakow. Sie war von 1999 bis 2004 im künstlerischen Leitungsteam des Theaterhaus Jena und von 2005 bis 2007 Hausregisseurin am Neuen Theater Halle. Stationen ihrer Arbeit waren unter anderem das Staatstheater Stuttgart, die Münchner Kammerspiele, die Volksbühne Berlin, das Theater Magdeburg, das Schauspielhaus Graz, das Theater Dortmund und das Schauspiel Hannover.

//Pressestimmen

„Sehr absurd, ekstatisch; ein irres, bizarres Puppenspiel. […] Auf den Punkt inszeniert.“ mephisto 97.6

„Sehr komisch und zugleich ergreifend.“ LVZ

„Famose Ensembleleistung.“ Leipziger Internet Zeitung

„Man taucht in eine surreale Worttraumwelt ab.“ Mitteldeutsche Zeitung

„Eine bemerkenswerte Inszenierung und Schauspielleistung, die Appetit auf mehr machen. Bewertung 5 von 5 Punkten = „nicht zu toppen“ Kultura-extra

„Regisseurin Claudia Bauer hat den Abgrund des erschöpften Selbst an seiner urmodernen Wurzel gepackt: die beklagenswerte, dabei aber nicht unkomische Zerissenheit der angeblich selbstmächtigen Subjekte. [...] Das unheimliche Zusammentreffen von maskenhaftem Frohsinn, stereotypen Bewegungsroutinen und Bernhard Studlars hochintensiv darübergelegten Gesellschafts-Sprechblasen sorgen für ein schauriges Geisterbahnfeeling im Jetzt.“ Theater heute


Premiere: 25. September 2015
Spieldauer ca. 1:35, keine Pause

Theaterpädagogische Betreuung: Jennifer Gaden