Besetzung
Leitung
- Regie: Claudia Bauer
- Bühne & Kostüme: Andreas Auerbach
- Musik: Peer Baierlein, Christian Gerber
- Video: Kai Schadeberg
- Dramaturgie: Matthias Huber
- Licht: Veit-Rüdiger Griess
Splendid’s
Jean Genet
Deutsch von Peter Handke
Mit einer millionenschweren amerikanischen Erbin als Geisel verschanzt sich die Verbrecherbande „La Rafale“ in der siebten Etage des Luxushotels „Splendid’s“. Vor dem Hotel positioniert sich die Polizei mit einem Großaufgebot, die Presse bringt sich in Stellung, um ausführlich über die Geiselnahme und den zu erwartenden Showdown zu berichten. Im Hotel verbringen die Mitglieder der Bande und ein zu ihnen übergelaufener Polizist ihre definitiv letzte Nacht in Freiheit. Ihre Lage ist seit dem Tod der Geisel mehr als hoffnungslos. So schwanken diese „großartigen Sieben“ wider Willen unter Verschwendung ihrer letzten Munition zwischen Heldentum und Feigheit, zwischen politisch motivierter Haltung und reiner Gangster-Pose, und ringen in einem rücksichtslosen Machtkampf um die adäquate Inszenierung ihres Untergangs als letztes Ritual.
Wie in einer Art Vorläufer zu Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“ entfaltet Jean Genet in „Splendid’s“ die für ihn typischen Spannungsfelder: Unterdrückung und Auflehnung, Terror und Gewalt als Akte der Befreiung und des Lustgewinns, Zärtlichkeit und Quälerei, Selbstbild und Fremdwahrnehmung. Wie in all seinen Stücken macht Jean Genet (1910–1986, unbekannter Herkunft, Pflegekind, Dieb, Anstaltsinsasse, Fremdenlegionär, Deserteur, Strichjunge, Wiederholungstäter und zu lebenslanger Haft verurteilt) aus der selbst erlebten Schwäche der Außenseiter eine scheinbare Stärke — den „Luxus der Niedertracht“. 1948 geschrieben, aber erst in den 1980er Jahren im Archiv von Jean Genets Verleger entdeckt, war „Splendid’s“ für Jean-Paul Sartre noch bedeutender als Genets größter Bühnenerfolg „Die Zofen“.
Die Leipziger Erstaufführung von „Splendid’s“ inszeniert Claudia Bauer, die von 1999–2004 das Theaterhaus Jena leitete und von 2005–2007 zusammen mit Enrico Lübbe als Hausregisseurin am Neuen Theater Halle engagiert war. Mit ihren Inszenierungen machte sie sich an Theatern wie dem Staatstheater Stuttgart, den Münchner Kammerspielen, der Volksbühne Berlin, dem Schauspiel Leipzig und dem Theater Magdeburg deutschlandweit einen Namen, darunter zahlreiche Uraufführungen wie „Seymour oder Ich bin nur aus Versehen hier“ von Anne Lepper am Schauspiel Hannover (Werkauftrag des Stückemarktes — Berliner Theatertreffen 2011), das zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater 2012 eingeladen war. Zuletzt brachte sie Ben Jonsons „Volpone oder der Fuchs“ am Konzert Theater Bern sowie „Republik der Wölfe“, ein Märchenmassaker mit Live-Musik, am Theater Dortmund zur Premiere. Mit ihrer Inszenierung der Uraufführung von Wolfram Hölls „Und dann“ am Schauspiel Leipzig war sie in der Spielzeit 2013/14 zu den drei bedeutenden deutschen Festivals für Gegenwartsdramatik eingeladen: dem Heidelberger Stückemarkt, den Mülheimer Theatertagen — Stücke 2014 und zu den Autorentheatertagen Berlin.
//Pressestimmen
„Eine der ästhetisch spannendsten Inszenierungen der laufenden Spielzeit.“ LVZ
„Dramaturgisch hochspannend und auf der Höhe der Zeit.“ MDR Figaro
„Dieser Niedergang einer Truppe in Form einer dramatischen tragikomödiantischen Groteske ist von Claudia Bauer inszeniert worden. […] Und wieder bedient sie sich feinsinnig an einem Gefühl für das Absurde des Momentes […] und einer ausgefeilten Mediendramaturgie.“ Leipzig Almanach
„Stellenweise ist es pures Kino, was wir sehen, dann wieder wirkt die Szene wie gemalt.“ Theater der Zeit
„Atmosphärisch dicht inszeniert [...] und die Kamerachoreografie ist beeindruckend.“ Theater heute
Premiere: 18. April 2015
Spieldauer ca. 1:35, keine Pause
Theaterpädagogische Betreuung: Swantje Nölke