© Adrian Figueroa

Baal

Bertolt Brecht

Ein vergnüglicher Zeitgenosse ist er nicht, der Baal. Als junger Dichter wird er entdeckt, aber verprellt den Verleger, der ihn berühmt machen könnte, spannt ihm gar dessen Frau aus. Doch diese ist nur gut für kurze Zeit, dann gibt’s eine neue. Sogar vor der Freundin eines Freundes macht er nicht halt. Aber er behandelt sie nicht gut, die Frauen, die ihm in die Arme laufen. Die Lust genießt er von ihnen, aber roh stößt er sie von sich, wenn er ihrer überdrüssig geworden ist. Mit einem Freund flieht er durch die Lande, betrügt sich durchs Leben, dem er sich ungezügelt hingibt. Schließlich tötet er diesen Freund, beim Streit um eine Frau. Am Ende verreckt Baal im eigenen Dreck.

Mit Baal hat Brecht in einem seiner ersten Stücke, das nach mehrfachen Überarbeitungen 1923 im Leipziger Alten Theater seine Uraufführung erlebte, eine zerstörerische, rauschhafte anarchische Figur geschaffen. Der Baal entzieht sich jeglicher Kontrolle. Er ist eine mythische Figur, eine Gottheit, gleichermaßen ist er aber auch ein Weltverschlinger. Er berauscht sich an allem, was ihn umgibt, tut alles, wozu es ihn treibt, hat kein moralisches Gesetz in sich, nur die Sterne über sich und die Kloake unter sich. Er verleibt sich die Menschen ein, die sich magisch von ihm angezogen fühlen. Er verschlingt sie mit allem, was sie ihm geben können. Und dann speit er sie wieder aus, bevor sie schwer verdaulich werden. Und nicht nur der Alkohol fließt in rauen Mengen, auch der Körper des Baal wächst unaufhörlich. Als würde er sich die Welt einverleiben. Es ist eine Welt ohne Geist und mit leerem Himmel, in der er wohnt, der Baal. Gemein ist er zu allen, die seinen Weg kreuzen. Doch genau so ist die Welt schön für ihn. Er ist wie ein kleines Kind, das grausam wütend seinen Weg zieht. Seine Religion ist die Farbe des Himmels.

Der Regisseur Nuran David Calis, der für das Schauspiel Leipzig Frank Wedekinds „Lulu“ inszenierte, wird sich dieses ungestümen Textes von Bertolt Brecht annehmen. Calis hat sich als Regisseur durch seine zahlreichen Klassikerbearbeitungen einen Namen gemacht, u. a. „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind, die auch verfilmt wurde. Stationen seiner Theaterarbeit waren bisher u. a. Köln, Essen, Hamburg, Berlin, Stuttgart, Mannheim, Bochum, Dresden und Wien. Seine Verfilmung von „Woyzeck“ mit Tom Schilling war eingeladen zum 34. Filmfestival Max Ophüls Preis 2013.

//Pressestimmen

„Sebastian Tessenow ist ein großartiger Baal. Ein Baal, wie man ihn sicher selten, vielleicht sogar noch nie gesehen hat. […] Großes Theater.“ nachtkritik.de

„Ein ganz großer Theaterabend. […] Eine Entdeckung.“ MDR Figaro

Ein „in ästhetischer wie konzeptioneller Hinsicht grandioser Theaterabend.“ Leipziger Internet Zeitung

„Keine gefällige, aber eine durchdacht anspruchsvolle Inszenierung. Ästhetisch konsequent umgesetzt von Regisseur Nuran David Calis und seinem Team.“ LVZ

„Sebastian Tessenow verkörpert diese Figur brillant. Nuran David Calis hat nun dem eigentlich recht eindimensionalen Brecht-Frühwerk "Baal" eine Wirkungsmacht verliehen, die man dem Stück nicht zugetraut hätte.“ Freie Presse

„Ein sehr intensiver textlastiger Theaterabend. […] Was den Abend auf jeden Fall empfehlenswert macht, ist die Differenziertheit mit der Sebastian Tessenow seinen Baal ausstattet. […] besonderes Theatererlebnis." Tüpfelhausen – Das Familienportal e.V.

„Calis‘ Inszenierung ist dynamisch, reißt mit, […] Kritisch greift er den Stoff auf und beleuchtet die tragische Figur Baal aus gesellschaftlicher Perspektive, ohne Baal als Mensch, als geistiges Individuum aus den Augen zu verlieren.“ Kreuzer

„Der junge wilde Brecht. Authentischer ist er derzeit nirgends besser zu entdecken als in Leipzig. [...] Figuren wie aus einem Comic wandeln um den genervten Baal, virtuos gespielt von Sebastian Tessenow.“ Leipzigs Neue

Premiere: 5. Juni 2015
Spieldauer ca. 2:00, keine Pause

Theaterpädagogische Betreuung und Begleitmaterial: Swantje Nölke

Simultanübersetzung Englisch am 22.11.15 + 22.1.16

Simultanübersetzung Spanisch am 10.12.15